Bodenleben fördern: Tipps zur Pflege deines Living Soil

Living Soil ist lebendige Erde – im wahrsten Sinne des Wortes. Ein Teelöffel aktiver Boden kann mehr Mikroorganismen enthalten als Menschen auf der Erde leben. Dieses unsichtbare Netzwerk aus Bakterien, Pilzen, Protozoen, Nematoden und Regenwürmern übernimmt im organischen Anbau zentrale Aufgaben: Es zersetzt organisches Material, macht Nährstoffe verfügbar, schützt vor Krankheitserregern und stabilisiert das Milieu rund um die Wurzeln.

Damit dieses komplexe System langfristig funktioniert, braucht es Pflege – aber nicht im herkömmlichen Sinn. Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Bedingungen, unter denen das Bodenleben gedeihen kann. In diesem Beitrag erfährst du, wie du deine lebende Erde dauerhaft gesund und leistungsfähig hältst.

Warum ist aktives Bodenleben so wichtig?

Im konventionellen Anbau wird die Pflanze direkt gefüttert – über Flaschendünger, NPK-Werte und pH-Korrekturen. In Living Soil funktioniert das anders:

Die Pflanze kommuniziert mit dem Boden über Wurzelausscheidungen (Exsudate). Diese signalisieren den Mikroorganismen, welche Nährstoffe gerade gebraucht werden. Die Mikroben wiederum zersetzen organisches Material, geben die passenden Stoffe frei und fördern zugleich nützliche Pilz- und Bakteriengemeinschaften.

Ein stabiles Bodenleben ist daher der Schlüssel zu:

• Gesunden, stressfreien Pflanzen

• Gleichmäßiger Nährstoffverfügbarkeit

• Natürlicher Schädlings- und Krankheitsabwehr

• Stabilem pH-Wert und Wassermanagement

• Mehr Terpenen und höherer Wirkstoffqualität

So pflegst du dein Bodenleben richtig

1. Mulch verwenden – immer
Eine Mulchschicht ist Pflicht in lebender Erde. Sie schützt die Oberfläche vor Austrocknung, liefert Nahrung für Mikroben und hält die Erde locker. Geeignete Materialien sind:

• Luzerne oder Alfalfa

• Getrocknete Kräuter (z. B. Kamille, Schafgarbe, Beinwell)

• Stroh, zerkleinertes Laub, Hanfstreu

• Bokashi-Reste (sparsam einsetzen)

Die Mulchschicht sollte 2–3 cm dick sein und regelmäßig erneuert werden.

2. Komposttee oder Wurmtee regelmäßig geben
Diese Tees sind flüssige Mikrobiom-Booster. Sie bringen Sauerstoff, Enzyme und neue Mikroorganismen direkt an die Wurzeln.

• 1x pro Woche gießen oder sprühen

• Ideal nach Umtopfen, Trockenstress oder zur Stärkung in der Blüte

• Nur frisch gebrühten Tee verwenden – innerhalb von 4 Stunden nach dem Brauen

3. Boden gleichmäßig feucht halten
Mikroorganismen benötigen Feuchtigkeit – aber keine Nässe. Zu viel Wasser verdrängt Sauerstoff, zu wenig trocknet das Bodenleben aus.

• Gieße langsam und durchdringend

• Verwende entchlortes, weiches Wasser

• Vermeide Staunässe – besonders bei großen Töpfen

• Fühle den Boden: Er sollte sich wie ein leicht feuchter Schwamm anfühlen

4. Keine chemischen Produkte verwenden
Selbst kleine Mengen synthetischer Dünger, pH-Up/Down oder Pestizide können das mikrobielle Gleichgewicht massiv stören. Verzichte konsequent auf:

• Mineralische Düngemittel

• Chemische Blattdünger

• pH-Anpasser

• Synthetische Pflanzenschutzmittel

Wenn du etwas einsetzen willst, dann auf Mikroorganismen abgestimmte Bio-Produkte wie EM (effektive Mikroorganismen) oder Pflanzenjauchen in Verdünnung.

5. Keine Bodenbearbeitung nach dem Ansetzen
Living Soil will in Ruhe gelassen werden. Umgraben, Umsetzen oder Umtopfen während des Grows bringt das Mikrobiom durcheinander.

• Pflanze direkt in die Erde, ohne danach zu stören

• Entferne nach der Ernte nur die dickeren Wurzelteile

• Belasse die feinen Haarwurzeln als Nahrung für das Bodenleben

• Decke die Erde nach der Ernte sofort wieder ab und halte sie feucht

6. Würmer und Mikroorganismen gezielt fördern
Wenn du Regenwürmer im Topf hältst (z. B. Eisenia fetida), versorge sie regelmäßig mit organischem Material: Mulch, zerkleinertes Gemüse, Kaffeesatz, Algenmehl.

• Sie produzieren frischen Wurmhumus direkt im Topf

• Durchlüften den Boden

• Halten die Mikrobengemeinschaft aktiv und gesund

Häufige Fehler bei der Bodenpflege

• Erde austrocknen lassen → Mikrobentod

• Ungeeignete Mulchmaterialien → Fäulnisgefahr

• Zu kleine Töpfe → instabiles Milieu

• Chemische Eingriffe → Kollaps des Systems

• Zu häufiges Gießen → Sauerstoffmangel

Ein gut gepflegter lebender Boden verzeiht kleine Fehler – aber keine Dauerbelastung. Achte auf Gleichgewicht und natürliche Prozesse.

Die Pflege von Living Soil ist nicht kompliziert – sie folgt natürlichen Regeln. Halte die Erde feucht, füttere sie mit organischem Material, lass sie in Ruhe arbeiten und greife nur sanft ein.

Was du dafür bekommst: Eine Erde, die sich selbst versorgt. Pflanzen, die gesund und stressfrei wachsen. Und Blüten, die in Aroma, Reinheit und Qualität überzeugen.

Lebende Erde ist ein lebendiger Partner – wenn du ihn richtig behandelst, wird er dich jahrelang begleiten.